Der chinesische Handelsriese Alibaba plant eine beispiellose Expansion in Europa. „Der innereuropäische Handel ist größer als der interkontinentale. Deshalb investieren wir in Europa“, so Kuo Zhang, Präsident des Online-Großhändlers, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Das Unternehmen hat seine Ambitionen klar abgesteckt: In den vergangenen fünf Jahren hat sich das globale Geschäft beinahe verdreifacht, und nun will man die Präsenz auf dem alten Kontinent massiv ausbauen.
Die USA und Europa als Schlüsselmärkte
USA und Europa sind für Alibaba essentielle Märkte. Doch aufgrund der zunehmenden Spannungen und Handelsbeschränkungen seitens der USA richtet sich der Blick nun verstärkt nach Europa. „Wir wollen unsere europäischen Verkäufer aggressiv digitalisieren“, erklärt Zhang. Bisher gibt es auf Alibaba.com etwa 20.000 Verkäufer aus Europa, aber das Ziel ist ambitioniert: Man möchte diese Zahl auf über 100.000 Anbieter außerhalb Chinas erhöhen.
Potenzial erkennbare Chancen in Europa
Für mittelständische Unternehmen in Europa sieht Zhang große Chancen. „Als Alibaba gegründet wurde, machten kleine und mittlere Firmen in China nur zwei Prozent der Exporte aus“, erläutert er. „2024 sind es 64 bis 65 Prozent.“ In Europa hingegen sei erst ein Drittel der Exporte auf kleine und mittlere Unternehmen zurückzuführen. „Wir glauben, dass da noch etwas geht“, fügt er hinzu.
Europa bietet ein enormes Potenzial für mittelständische Unternehmen, die im internationalen Handel Fuß fassen möchten. Diese Entwicklung bietet auch neue Möglichkeiten in Bereichen wie Produkt Sourcing, Qualitätskontrolle und Product Compliance.
Ein Überblick über die Alibaba-Firmengruppe
Alibaba.com, ein Unternehmensteil des chinesischen Internetkonzerns Alibaba, richtet sich vorwiegend an kleine und mittelständische Unternehmen, die global agieren möchten. Die Plattform bringt Hersteller, primär aus China, Indien und Pakistan, mit Händlern weltweit zusammen. Neben Großhandelsgeschäften direkt mit Herstellern bietet die Firmengruppe auch mehrere andere Plattformen für verschiedenste Zielgruppen:
Aliexpress – Für Endverbraucher
Aliexpress ermöglicht es Endverbrauchern, Produkte in kleinen Stückzahlen direkt zu erwerben. Diese Plattform hat eine starke Präsenz in zahlreichen Ländern und bietet den Menschen die Möglichkeit, qualitativ hochwertige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen zu kaufen.
Taobao – Der Onlinemarkt für Endkunden
Taobao funktioniert nach ähnlichen Prinzipien wie Ebay. Hier können sowohl Händler als auch Privatpersonen Waren zu Festpreisen oder als Auktion anbieten. Die Plattform stellt einen bedeutenden Teil des Alibaba-Ökosystems dar und ist besonders in China populär.
Tmall – Professionelle B2C-Plattform
Tmall richtet sich vornehmlich an Verbraucher und bietet erweiterten Käuferschutz sowie strengere Kontrollen für Verkäufer. Im Gegensatz zu Taobao verdient Alibaba auf Tmall direkt an den Verkäufen mit.
Alipay – Der Zahlungsabwickler
Alipay, der Zahlungsverarbeitungsdienst von Alibaba, funktioniert ähnlich wie Paypal und agiert als Treuhandservice. Dieser Dienst ist stark mit Taobao und anderen E-Commerce-Plattformen der Gruppe verflochten.
Blick in die Zukunft
Das erklärte Ziel von Alibaba ist es, den Handel in und aus Europa weiter zu digitalisieren und Barrieren für kleine und mittlere Unternehmen zu senken. Angesichts der wachsenden Spannungen mit den USA erscheint diese Strategie nicht nur logisch, sondern auch notwendig, um das Wachstum und die Marktstellung von Alibaba zu sichern. Bereits jetzt ist abzusehen, dass dies nicht nur Auswirkungen auf den europäischen Markt, sondern auch auf globale Handelsbeziehungen haben wird.
Ob Alibaba es schafft, seine Ziele in Europa zu erreichen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Weichen für einen beispiellosen Wachstumskurs gestellt sind. Mit einem scharfen Fokus auf Digitalisierung und der Integration von Qualitätskontrolle sowie Product Compliance, könnte das chinesische Handelsimperium den europäischen Markt revolutionieren.