Temu im Aufruhr: Händler fordern Gerechtigkeit!

Die Dunklen Seiten des E-Commerce: Temu-Verkäufer in Revolte gegen Bußgelder und zurückgehaltene Zahlungen

In der Welt des Online-Shoppings zerbricht das glänzende Image von Temu, einem beliebten Rivalen von Amazon, schneller als erwartet. Das Unternehmen, das vom chinesischen E-Commerce-Riesen PDD (ehemals Pinduoduo) betrieben wird, steht nun im Fadenkreuz unabhängiger Händler, die über Missstände und ungerechte Geschäftspraktiken klagen.

Unruhe in Guangzhou: Ein Protest gegen Ungerechtigkeit

Diese Woche erreichten die Dissonanzen einen Höhepunkt, als Hunderte von Temu-Verkäufern in Guangzhou, Südchina, vor einem Büro des Unternehmens demonstrierten. Ihr Anliegen? „Unfaire“ Bußgelder und zurückgehaltene Zahlungen – ein Skandal, der das angeschlagene Vertrauen der Verkäufer in die Plattform weiter untergräbt.

Laut CNN verschärfte sich die Situation am Montag, als dutzende Verkäufer in das Büro eindrangen und eine Sitzblockade organisierten. Videos eines Protestierenden zeigen, wie die Menge lautstark ihre Gehälter einforderte. Trotz der angespannten Atmosphäre verlief der Protest relativ friedlich.

Die Klagen der Verkäufer: Überzogene Bußgelder und undurchsichtige Regeln

Ein Hauptkritikpunkt der Protestierenden: Überhöhte Bußgelder für vermeintlich schlechten Kundenservice. Vier Verkäufer erklärten CNN, dass die Strafen zwischen dem einfachen und fünffachen Großhandelspreis des Produkts lagen. Diese Bußgelder werden für späte Lieferungen, fehlerhafte Produktbeschreibungen oder falsch gelieferte Produkte verhängt.

Eine Verkäuferin, die Haushaltswaren vertreibt, berichtete CNN, dass Temu etwa zwei Millionen Yuan (ca. 276.000 US-Dollar) aus abgehakten Verkäufen eingefroren habe. Sie hatte eigentlich vor, diese Summe für die Bezahlung ihrer Mitarbeiter und Betriebskosten zu verwenden. Temu behauptete jedoch, ihre Produkte hätten gegen die Regeln verstoßen, ohne klarzustellen, was genau schiefgelaufen war.

Temu’s Reaktion: „Normale Verfahren wurden ignoriert“

Ein Temu-Sprecher relativierte die Dimension des Protests und behauptete, lediglich ein Dutzend Händler habe sich versammelt. Diese, hauptsächlich Bekleidungshändler, hätten zusätzlich auf Wettbewerberplattformen wie Shein gehandelt. „Sie waren unzufrieden mit der Bearbeitung der Nachbearbeitungsprobleme in Bezug auf die Qualität und Compliance ihrer Produkte und lehnten die Lösung der Streitigkeiten durch normale Schieds- und Rechtswege ab“, so der Sprecher.

Eine tickende Zeitbombe: Der Druck auf Temu wächst

Temu startete im September 2022 in den USA mit wenig Aufmerksamkeit. Doch durch aggressive Marketingstrategien – einschließlich einer Super-Bowl-Anzeige – und extrem niedrigen Preisen schuf es sich schnell eine treue Anhängerschaft. Nach Downloads in Millionenhöhe und einer Expansion in Lateinamerika, den Nahen Osten und Südostasien, erwarten Analysten für 2024 einen enormen Umsatzanstieg.

Aber diese expansive Wachstumsstrategie entpuppt sich als zweischneidiges Schwert. Ivy Yang, eine Tech-Analystin und Gründerin der Beratungsfirma Wavelet Strategy, sagt, Temus rasantes Wachstum habe zu einem „Ungleichgewicht der Anreize“ geführt. Während Verbraucher immer günstigere und bessere Produkte wollen, streben die Verkäufer nach höheren Margen und das Unternehmen nach kontinuierlichem Umsatzwachstum.

Yang erklärt weiter: „Die Unzufriedenheit der Verkäufer hat jetzt einen kritischen Punkt erreicht. Sie sind verärgert über die mangelnde Transparenz und Kommunikation bezüglich der hohen Bußgelder sowie die bittere Realität, dass es fast unmöglich ist, auf Temu Gewinne zu erzielen.“

Ist Profit auf Temu ein Trugschluss?

Zwei Verkäufer, die aus Angst vor Repressalien anonym bleiben möchten, schilderten CNN ihren verzweifelten Versuch, auf Temu Gewinne zu erzielen. Peng, ein Verkäufer von Damenbekleidung, und Mi, eine ehemalige Verkäuferin von Angelschnüren und ätherischen Ölen, beklagten beide, dass die Strafen es nahezu unmöglich machten, profitabel zu arbeiten.

Ein Sprecher des Unternehmens passte die Darstellung an und behauptete, die meisten Händler auf der Plattform hätten Erfolg und profitierten von gesteigertem Umsatz und positivem Kundenfeedback. „Während Sanktionen notwendig sind, um einen qualitativ hochwertigen Marktplatz zu erhalten, verpflichten wir uns zu fairer Durchsetzung und Streitbeilegung“, hieß es seitens Temu.

Ein notwendiger Wandel?

Es stellt sich heraus, dass Temu und seine Verkäufer eine grundlegende Klärung ihrer Geschäftsbeziehung benötigen. Nur durch fairere Bedingungen und klarere Regeln kann das Vertrauen der Händler zurückgewonnen werden. Die spannenden Entwicklungen in der E-Commerce-Welt zeigen, dass auch marktführende Unternehmen nicht gefeilt sind vor den Herausforderungen und Bedürfnissen ihrer Partner und Kunden.

Wie sich die Ereignisse rund um Temu entwickeln und welche Auswirkungen dies auf den globalen E-Commerce haben wird, bleibt abzuwarten. Es zeigt sich jedoch, dass auch die verlockendsten Angebote ihren Preis haben könnten – einen Preis, den sowohl Händler als auch Verbraucher möglicherweise nicht bereit sind, weiterhin zu bezahlen.

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